COVID-19: Befragung zeigt schwierige Situation von venezolanischen Flüchtlingskindern Panama City/Wien, 16. Juni 2020 - Im Vorfeld des Weltflüchtlingstages zeigt ein Bericht der internationalen Hilfsorganisation World Vision, dass vertriebene venezolanische Kinder einem erhöhten Risiko von Armut und Ausbeutung ausgesetzt sind, da weitere tausende Menschen aufgrund der Corona-Pandemie ihr Zuhause verlassen müssen. Mehr als 5,1 Millionen Venezolaner sind vor der wirtschaftlichen und politischen Krise, die seit Jahren in Venezuela herrscht, in andere Länder Lateinamerikas geflohen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie sind sie nun mit einer doppelten Krise konfrontiert. Für den Bericht „Migration and COVID-19: Venezuelan Children Between a Rock and a Hard Place“ wurden 392 venezolanische Kinder in Venezuela und sechs Aufnahmeländern befragt. Die Ergebnisse zeigen folgendes: Eines von vier Kindern ist während der Corona-Pandemie von seinen Eltern getrennt. Jedes dritte Kind geht hungrig zu Bett. 60% der Kinder berichteten über eine Zunahme von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung gegen sie während der COVID-19-Krise. 63% berichten, dass sie während der Pandemie nicht in der Lage sind, ihre Schulbildung fortzusetzen, darunter 77% der in Brasilien lebenden Personen. 34% gaben an, dass sie keinen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen haben. 20% gaben an, dass sie keinen Zugang zu Wasser und Seife haben, um während der Quarantäne eine gute Hygiene aufrechtzuerhalten. Wohnungsverlust und Hunger Aufgrund von Einkommensverlusten mussten 63% der Familien entweder nach einer billigeren Unterkunft suchen, eine Notunterkunft aufsuchen oder auf der Straße leben. Weitere 28% sind von einer Zwangsräumung bedroht. Dies verdeutlicht die wachsende Verwundbarkeit von Migrantenkindern, denn die COVID-19-Pandemie belastet die ohnehin schwachen Volkswirtschaften und Regierungen in der Region noch stärker. "Diese Kinder gehörten bereits vor der Gesundheitskrise zu den am stärksten gefährdeten Kindern der Welt", sagte Dana Buzducea, Advocacy-Direktorin von World Vision International. "Eltern haben ihre Arbeit verloren, Familien werden aus ihren Häusern vertrieben, Fremdenfeindlichkeit nimmt zu und viele Kinder wissen nicht, wo ihre nächste Mahlzeit herkommen wird. Diese Studie zeichnet ein sehr entmutigendes Bild von der Realität, in der so viele Kinder heute leben.“ Menschenmassen an den Grenzen Die Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 in der Region ergriffen werden seien zwar notwendig, würden aber Familien zum Umzug zwingen, weil sie nicht mehr über die Runden kommen. Buzducea dazu: "Unsere Kollegen berichten von Menschenmassen, die an den Grenzen schlafen oder ohne Papiere über die Grenze fahren, was Kinder extrem anfällig für Missbrauch und Ausbeutung macht. Wir wissen, dass es Menschenhandel und sexuellen Missbrauch gibt, und wir befürchten, dass viele Fälle während des Chaos der Pandemie unentdeckt bleiben.“ Die Studie wurde im April in Kolumbien, Brasilien, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile durchgeführt. Derzeit benötigen sieben Millionen Menschen in Venezuela humanitäre Hilfe. Außerhalb Venezuelas benötigen mehr als 3,6 Millionen Kinder Schutzmaßnahmen, so der aktualisierte Einsatzplan der Vereinten Nationen für die Krise in Venezuela. Das sind 400.000 Menschen mehr als Ende 2019. Verstärkter Nothilfeeinsatz Aufgrund der COVID-19-Pandemie setzt World Vision einen verstärkten Fokus auf die Unterstützung der Menschen vor Ort. 50.000 der am stärksten gefährdeten Menschen in Venezuela werden mit Nothilfemaßnahmen in den Bereichen Ernährung, Bildung und Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene versorgt. World Vision stellt Nahrungsmittel, Geldtransfers, Bildungsmaterialien, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygieneschulungen bereit. In den Aufnahmeländern konnte World Vision in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen bereits 250.000 Menschen unterstützen. "Anlässlich des Weltflüchtlingstages müssen wir uns unbedingt mit der harten Realität auseinandersetzen, der so viele Kinder ausgesetzt sind, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Es ist eine sehr ernste Krise. Kinder gehen hungrig zu Bett, viele wurden von ihren Eltern getrennt und viel zu viele sind ernsthaft von Missbrauch und Ausbeutung bedroht. World Vision und andere Hilfsorganisationen werden weiterhin mit gefährdeten Familien arbeiten und alles dafür tun, um die sekundären Auswirkungen von COVID-19 zu bekämpfen. Aber wir können das nicht allein tun. Die internationale Gemeinschaft muss die notwendigen Mittel bereitstellen, um diese Kinder zu unterstützen und sie vor unvorstellbaren Gefahren zu schützen", so Buzducea. INTERVIEWMÖGLICHKEIT: Joao Diniz, Regionalleiter für Lateinamerika und die Karibik bei World Vision, steht für Interviews auf Englisch zur Verfügung. Wir vermitteln gerne unter tanja.zach@wveu.org oder 0664-833 94 11