Rohingya: "Hat die Welt uns vergessen?" 860.000 Rohingya-Flüchtlinge sind seit drei Jahren im Exil; 447.000 Kinder leben in Flüchtlingslagern Kinderschutz muss weiterhin ein Fokus im Rahmen der Nothilfe bleiben Budgetkürzungen drohen - Nachhaltige internationale Finanzierung für lebenserhaltende Nothilfe ist notwendig Cox’s Bazar/Wien, 24. August 2020 – Drei Jahre nach ihrer Flucht aus Myanmar leben 860.000 Rohingya in Bangladesch immer noch im größten Flüchtlingslager der Welt, mehr als die Hälfte davon Kinder. Ihre Zukunft bleibt bestenfalls ungewiss. Während die humanitäre Krise morgen in ihr viertes Jahr geht, droht nun die Reduzierung der globalen Unterstützungsleistungen – zum Teil aufgrund der mit COVID-19 verbundenen wirtschaftlichen Schäden. Dies droht, die ohnehin schon unwürdigen Lebensbedingungen und den Zugang zu Dienstleistungen für diese gefährdeten Kinder und ihre Familien weiter zu verschlechtern. „Die Rohingya sind widerstandsfähige, mutige Überlebenskünstler, aber gerade die Eltern hier haben Angst“, sagt Fredrick Christopher, Einsatzleiter von World Vision in Cox's Bazar. „Sie müssen mitansehen, wie ihre Kinder in den Lagern ohne Ausbildung aufwachsen, die sie brauchen würden, um sich eines Tages zu Hause in Myanmar ein neues Leben aufzubauen. Diese Kinder könnten schnell zu einer verlorenen Generation werden. Mütter sagen zu mir: `Es ist jetzt drei Jahre her. Hat die Welt uns schon vergessen´?“ Wohl der Kinder in Gefahr Die Vorkehrungen und Einschränkungen von COVID-19 in den Flüchtlingslagern – so notwendig sie auch sein mögen – würden die extremen Schutzrisiken verstärken, denen Rohingya-Kinder bereits routinemäßig ausgesetzt seien. Darunter: körperliche und sexuelle Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, Kinderheirat, Kinderarbeit und geschlechtsspezifische Gewalt. Christopher dazu: „Bereits vor der Pandemie hatten Rohingya-Kinder nur begrenzten Zugang zu Bildungseinrichtungen. Jetzt, da die Lernzentren geschlossen sind und weniger Nothelfer in den Lagern Zugang haben, sind sie noch weniger geschützt. Ohne Arbeit sind ihre Eltern gezwungen, sich negativen Bewältigungsstrategien zuzuwenden, wie z.B. ihre Kinder zu verheiraten oder sie zur Arbeit zu schicken. Wir wissen, dass Kinderheirat auf dem Vormarsch ist, und Berichten zufolge arbeiten in einigen Lagern Kinder im Alter von 7 Jahren.“ Nothilfen müssen ausreichend finanziert werden World Vision arbeitet mit Rohingya-Eltern, Imamen und lokalen Führungspersönlichkeiten zusammen, um den gemeinschaftsbasierten Kinderschutz zu stärken. Die internationale Hilfsorganisation unterstützt auch Familien, die von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 betroffen sind. Es besteht dringender Bedarf an Finanzmitteln für verstärkte Kinderschutz- und andere Nothilfemaßnahmen – sowohl für Flüchtlinge als auch für gefährdete Bewohner der Aufnahmegemeinde. „NGOs und UN-Organisationen bieten lebensrettende Dienstleistungen für eine provisorische Stadt mit fast 1 Million Einwohner. Diese Arbeit muss fortgesetzt werden, bis die Rohingya freiwillig und in Sicherheit und Würde nach Myanmar zurückkehren können,“ so Christopher. „Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln und friedliche Lösungen für den andauernden Konflikt unterstützen. Die Kinder der Rohingya zählen auf uns.“ Hintergrundinfo World Vision Klicken Sie hier, um den Jahresbericht von World Vision zu lesen: Three Years On: Rohingya Refugee Response Report 2020. World Vision unterstützte in diesem Jahr mehr als 498.000 Rohingya-Flüchtlinge sowie die Bewohner der Aufnahmegemeinden durch Schutz- und Bildungsdienste, Nahrungsmittelhilfe, Ernährungsprogramme für Mütter und Kinder, Wasser- und Hygiene-Einrichtungen und Bargeldhilfen. INTERVIEWMÖGLICHKEIT: In Bangladesch stehen World Vision-MitarbeiterInnen für Interviews in Englisch zur Verfügung (Bitte Zeitverschiebung beachten). Bitte wenden Sie sich bei Interesse an tanja.zach@wveu.org oder 0664/833 94 11.