10 Jahre Südsudan: Schlimmste humanitäre Krise seit Jahren betrifft mehr als 4 Millionen Kinder Nach 10 Jahren Unabhängigkeit braucht das Land dringend mehr Unterstützung Juba/Wien, 07. Juli 2021 - Am 9. Juli feiert der Südsudan zum zehnten Mal seinen Unabhängigkeitstag. Aktuell hat das Land mit einer der schlimmsten humanitären Krisen seit Jahren zu kämpfen. Fast 70 Prozent der Bevölkerung des Südsudan benötigen dringend humanitäre Hilfe. Die Unterernährung insbesondere bei Kindern hat ein kritisches Niveau erreicht. Etwa 4,4 Millionen Kinder sind betroffen, etwa 1,4 Millionen von ihnen sind zum Teil schwer unterernährt. Auch kommt es immer wieder zu schweren Kinderrechtsverletzungen. Mehr Hilfe gegen Hunger Die Hungersnot ist eine Folge von Gewalt, Überschwemmungen, Dürren und COVID-19. World Vision ruft dazu auf, schnell lebensrettende Hilfe zur Verfügung zu stellen. Besonders in den Bereichen Ernährungssicherheit und Existenzsicherung, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie Gesundheit wird mehr Unterstützung benötigt. In den Lagern für Binnenflüchtlinge fehlt es an Unterkünften, Nahrungsmitteln, Dingen des täglichen Bedarfs, Hygienartikeln und -einrichtungen. Die 10-jährige Athieng appelliert: "Wir brauchen ein verbessertes Gesundheitssystem, damit Kinder nicht mehr an vermeidbaren Krankheiten und Unterernährung sterben müssen, und auch Existenzgrundlagen für Familien, um Mädchen vor der frühen Kinderehe zu schützen." Das Land im Osten Afrikas steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Dennoch äußern viele Kinder und Jugendliche große Erwartungen für eine gute Zukunft. "Der diesjährige Tag der Unabhängigkeit weckt Hoffnung und Vorfreude auf einen prosperierenden Südsudan. Allerdings brauchen wir ein verstärktes Engagement aller Verantwortlichen, Familien und Gemeinschaften, damit die Nation ihre Träume verwirklichen kann", sagt World Vision-Landesdirektor Dr. Mesfin Loha. Schlechte Entwicklung bei Bildung Auch im Bereich Bildung gibt es noch viel zu tun. Nach einem Bericht des Südsudan Education Cluster benötigen etwa 3,4 Millionen Mädchen und Jungen zwischen 3 und 17 Jahren eine Ausbildung. Mehr als 66.000 Lehrkräfte fehlen. Dennoch hofft der 12-jährige Abraham auf eine gute Zukunft für sein Land: "Wir lernen im Freien unter Bäumen. Aber unsere Träume für eine positive Entwicklung sind lebendig. Wir brauchen mehr Schulen und ein sicheres Umfeld, um zu lernen, weil wir die Zukunft sind." Kindersoldaten werden rekrutiert Laut Bericht der Vereinten Nationen über den Südsudan kommt es auch immer wieder zu schweren Kinderrechtsverletzungen. Die Rekrutierung von Kindern als Kindersoldaten, Tötung und Verstümmelung, Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt gehören zu den sechs schweren Kinderrechtsverletzungen, die gegen internationales Recht verstoßen. Erst vor zwei Jahren hat der Südsudan die Kinderrechtskonvention und sein Fakultativprotokoll über Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten ratifiziert. Doch von seiner Umsetzung ist man noch weit entfernt. 19.000 Kinder sind seit 2013 als Kindersoldaten im Südsudan rekrutiert wurde. Hierzu gehören auch Mädchen. Bis heute sind mehr als eine Millionen Kinder von psychosozialem Stress aufgrund der gewaltvollen Erfahrungen betroffen, 8.000 Kinder leben weiterhin getrennt von ihren Familien. "Wir sind eine junge Nation, die mehr Erfahrung in der Regierungsführung braucht. Das Friedensabkommen ist nicht perfekt, aber es hält an, wir müssen nur lernen, friedlich nebeneinander zu bestehen. Der Friede wird siegen, aber er muss von jedem von uns ausgehen", ergänzt Angelo Mathuch, World Vision-Projektmanager im Südsudan. Dr. Mesfin Loha fordert die Verantwortlichen auf, die Rechte der Kinder vermehrt in den Fokus zu nehmen: "Wir müssen Kinderrechte und ihr Wohlbefinden in den Mittelpunkt der Politik stellen. Es muss auch darum gehen, die schlimmsten Formen von Gewalt und Missbrauch zu bekämpfen.“ Interviewmöglichkeiten: Dr. Mesfin Loha, Landesdirektor von World Vision Südsudan steht für Interviews auf Englisch zur Verfügungn Wir vermitteln gerne. Bitte um Anfrage an tanja.zach@wveu.org oder 0664-833 94 11. Deutschsprachige Interviews können leider nicht angeboten werden.