World Vision: Kinder auf der Flucht von „Tsunami des Hungers“ betroffen Report im Vorfeld des Welt-Flüchtlingstags (20. Juni) Wien, 14.6.2022 – Die weltweite Lage geflüchteter Kinder hat sich in den vergangenen 12 Monaten deutlich verschlechtert. Darauf macht die internationale Hilfsorganisation World Vision in einem aktuellen Bericht anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) aufmerksam:  82 Prozent von ihnen können nicht einmal Grundbedürfnisse wie Nahrung, medizinische Versorgung oder Miete für die Unterkunft decken. Für den Bericht “Hungrig, schutzlos und oft vergessen: Kinder auf der Flucht“ (Engl. Titel: Hungry and unprotected children: The forgotten refugees) wurden Flüchtlinge und Binnenvertriebene aus elf Ländern wie Syrien, dem Südsudan und Venezuela befragt. Die mangelnde Ernährung wirkt sich laut ihren Angaben gerade auch auf die Kinder aus: 35 Prozent gaben an, dass diese in den vergangenen 12 Monaten an Gewicht verloren hatten. „Kinder in fragilen Ländern sind mit einem vernichtenden Tsunami des Hungers konfrontiert. Flüchtlinge und im Lande vertriebene Kinder sind dabei am stärksten gefährdet“, erklärt Andrew Morley, der Präsident und CEO von World Vision International im Vorfeld des Welt-Flüchtlingstages. World Vision sei bereits vor Ort aktiv. Aber es brauche dringend mehr Unterstützung und Finanzierung, um die lebensnotwendigen Maßnahmen fortzusetzen. „Die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe und viele Menschen leiden unter den tödlichen Auswirkungen des Klimawandels, Konflikten und den Folgen von Covid-19“, ergänzt Sebastian Corti, der Geschäftsführer von World Vision Österreich. Auch die Sicherheit von Flüchtlingskindern sei bedroht, Hilfsangebote stünden nur in geringem Umfang zur Verfügung. „Nur vier Prozent der Hilfsgelder für den Schutz von Kindern sind bisher weltweit tatsächlich zugesagt worden. Das ist der am schlechtesten finanzierte Bereich der humanitären Hilfe,“ betont Corti. Die Hälfte der Flüchtlingskinder hat derzeit keinen Zugang zu einer sicheren Unterkunft, für 44 Prozent stehen keine Kinderschutzangebote zur Verfügung. Das entspricht einer Steigerung von 13 Prozent gegenüber 2021. Vielen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen fehlt neben der Sicherheit auch die Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Die Zahl der Familien, die nicht über ausreichend Mittel verfügen, um die Kinder in die Schule zu schicken, hat sich verdoppelt. „Nach der Corona-Pandemie kehrten viele nicht in den Unterricht zurück. Ihre neue Realität heißt Zwangsheirat oder Kinderarbeit“, erklärt Corti.  World Vision befürchtet zudem eine Kürzung der Mittel für Krisen, die nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen: Neben der Unterstützung für die Ukraine dürfe man nicht auf die Flüchtlinge weltweit vergessen. Rund um die Erde würden gerade hunderttausende Kinder – bedingt durch Dürren und ausbleibende Weizenlieferungen - ums Überleben kämpfen. Die Mittel müssten daher dringend aufgestockt werden. Informationen zum Bericht: Der Bericht beruht auf Befragungen, die im April 2022 durchgeführt wurden. Befragt wurden 2.522 geflüchtete und vertriebene Menschen in elf Ländern: Bangladesch (Flüchtlinge in Cox Bazar), Brasilien und Kolumbien (jeweils Flüchtlinge aus Venezuela), Guatemala und Honduras (Flüchtlinge und Vertriebene aus Mittelamerika), Mali (Binnenflüchtlinge), DR Kongo (Flüchtlinge aus der zentralafrikanischen Republik), Jordanien (Flüchtlinge aus Syrien), Peru und Uganda (Flüchtlinge aus dem Südsudan). Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ für alle geflüchteten Menschen weltweit, liefern aber Indikatoren für eine durchschnittliche Situation in länger anhaltenden Krisen. Der englischsprachige Report kann hier abgerufen werden: Hungry and unprotected children: The forgotten refugees | Coronavirus Health Crisis | World Vision International (wvi.org)