Ukraine: 1,5 Millionen Kindern drohen psychische Langzeitfolgen Neuer Report von World Vision fordert Unterstützung und Hilfe sofort Mentale Gesundheit ihrer Kinder ist für ukrainische Eltern die größte Sorge Studien zeigen, dass 22 Prozent der Menschen in Konfliktregionen psychische Beschwerden haben Präventionsprogramme müssen dringend priorisiert werden                                                                                                                                    Wien, 05.07.2022 – Der Krieg in der Ukraine hinterlässt bei einer ganzen Generation tiefe seelische Narben. 1,5 Millionen Kinder sind in Gefahr, langfristig von Angststörungen, Depressionen und sozialen Beeinträchtigungen betroffen zu sein. Darauf macht die internationale Hilfsorganisation World Vision in einem heute veröffentlichten Bericht aufmerksam. Hilfe und Unterstützung müssen sofort geleistet werden. Nur rasche Interventionen könnten langfristige Schäden abwenden, die in 15 Jahren noch eine Generation, die dann schon im Arbeitsleben stehen wird, betreffen könnte. Der Report „No Peace in Mind“ warnt davor, die mentale Gesundheit von Kindern in der Ukraine-Hilfe hinten an zu stellen: Für ukrainische Eltern ist das psychische Wohl ihrer Kinder die größte Sorge, zeigten aktuelle Bedarfserhebungen. Bei geflüchteten Familien beobachteten rund ein Drittel der Eltern Verhaltensänderungen ihrer Kinder sowie Stress-Symptome oder auch gesteigerte Aggression.  Frühere Studien zeigen auch, dass 22 Prozent der Bevölkerung in Konflikten eine psychische Beeinträchtigung erleiden. Bezogen auf die Ukraine wären das 4,5 Millionen Menschen, darunter 1,5 Millionen Kinder. Und die Zahl nimmt jeden Tag zu. „Luftangriffe, Bomben und Gefechte hinterlassen dauerhafte Spuren auf der Seele der Kinder“, erklärt der Geschäftsführer von World Vision Österreich, Sebastian Corti. Zwei Drittel mussten flüchten. „Doch auch wenn sie es in den Westen der Ukraine geschafft haben, sind sie dort nicht sicher, wie die Angriffe in den vergangenen Wochen immer wieder gezeigt haben.“ Gerade aber ein Gefühl der Sicherheit sei Basis für eine gesunde Entwicklung. Catherine Green, World-Vision-Direktorin für die Nothilfe in der Ukraine, befürchtet, dass die andauernde Angst und Hoffnungslosigkeit zu starken psychischen Beeinträchtigungen wie dem Posttraumatischem Stresssyndrom, Depressionen und Angststörungen führen kann. „Daher werden wir unsere psychosozialen Programme in den kommenden Monaten ausbauen. Wir wissen aus Erfahrungen in Krisengebieten wie Syrien oder dem Südsudan, dass rasche Investitionen in die mentale Gesundheit entscheidend sind, damit Kinder die erlittenen Traumata überwinden können. Mit 50 Dollar pro Person kann verhindert werden, dass über eine Million Menschen, die vom Konflikt betroffen sind, an langfristigen psychischen Folgen wie Angst, Depression, Schizophrenie und Bipolaren Störungen leiden.“ Der rechtzeitige Aufbau von psychosozialen Programmen würde der Ukraine bis zu 1,6 Milliarden Dollar an späteren, langfristigen Kosten ersparen, so World Vision.  Der Bericht rückt niederschmetternde Geschichten von Kindern in den Blickpunkt, wie jene von Polina (12 Jahre) aus Mariupol: „Ich hatte Angst, große Angst. Jeden Tag hörten wir die Kampfflugzeuge, die Panzer und die Schüsse in der Stadt. Eine Rakete schlug nah an unserem Garten ein. Ein Haus fing Feuer, die Wände stürzten ein. Asche bedeckte die ganze Stadt. Es war Zeit zu fliehen.“ „Mit der richtigen Unterstützung können wir diesen Kindern helfen“, erklärt Green. Die Hilfe muss jetzt allerdings rasch erfolgen und auch auf die umliegenden Länder, wo viele Menschen aus der Ukraine Schutz gefunden haben, ausgedehnt werden. World Vision bietet neben der akuten Nothilfe auch gezielte psychosoziale Maßnahmen an. Weil es in der Ukraine an Fachpersonal fehlt, hat die Hilfsorganisation fast 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Partnerorganisationen sowohl in Vinnytsyia, als auch in Moldawien geschult. In Kooperation mit Schulen bietet World Vision in den kommenden Wochen auch Sommercamps an, in denen geflüchtete Kinder in der Ukraine, in Rumänien und Moldawien das Erlebte hinter sich lassen und mit Spiel und Spaß überwinden können. In psychologischer Unterstützung geschultes Personal achtet dabei auf Anzeichen von Stress und stellt betroffenen Kindern geeignete Betreuung bereit. Foto: 1,5 Millionen Kinder könnten an psychischen Folgen durch den Krieg in der Ukraine leiden. c: World Vision Den Report können Sie unter https://www.wvi.org/publications/report/ukraine/no-peace-mind downloaden.