Nach Pandemie droht 10 Millionen Mädchen mehr Zwangsheirat Neuer Bericht von World Vision – Weltmädchentag (10.11.) Wien, 6.10.2022 – Im Vorfeld des Internationalen Mädchentages veröffentlicht die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision heute einen “Girls’ Opportunity Index” und einen Bericht zu Möglichkeiten für Mädchen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Während sich diese Möglichkeiten in manchen Ländern positiv entwickeln, werden sie in anderen Ländern auch durch aktuelle Krisen noch weiter eingeschränkt.  Für rund 110 Millionen Mädchen müssen laut World Vision dringend Maßnahmen zum Schutz gegen eine drohende Zwangsheirat ergriffen werden.  Der Bericht „Fighting for a Future“ analysiert die Chancen von Mädchen in 40 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, einschließlich der 20 Länder mit den höchsten Raten an Eheschließungen im Kindesalter. Er prognostiziert, dass in Ländern mit den niedrigsten Entwicklungschancen 52 Prozent der Mädchen zu einer frühen Ehe gezwungen werden. Die Mehrzahl dieser Länder liegt in Afrika südlich der Sahara.  An der Spitze des “Girls’ Opportunity Index” stehen Länder in Lateinamerika, aber auch Vietnam und Südafrika, aufgrund von Daten zu Gesundheit, Bildung, ökonomischen Möglichkeiten und gewährten Rechten. Dana Buzducea, Kinderrechtsexpertin von World Vision: „Jedes Jahr werden etwa 12 Millionen Mädchen verheiratet, bevor sie das 18. Lebensjahr erreichen. Die vergleichende Studie verdeutlicht einen starken Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Möglichkeiten für Mädchen, ihrem Einfluss auf Entscheidungen über ihr Leben und ihrem Risiko, zwangsverheiratet zu werden.“ Um Diskriminierung und extreme Armut zu beenden, wie in den SDGs (Sustainable Development Goals) vereinbart, müssen Mädchen darin bestärkt werden, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihr Leben durch Bildung unabhängig aufbauen zu können. Dazu ist auch die bewusstseinsfördernde Arbeit mit Familien, Gemeinden und Regierungen unverzichtbar – denn nur durch ein gesellschaftliches Umdenken kann Geschlechtergerechtigkeit nachhaltig erreicht werden.  Der Bericht zeigt auch große, regionale Unterschiede, selbst zwischen direkten Nachbarländern. So liegt die Quote der Zwangsheirat Minderjähriger in Namibia bei 7 Prozent und im benachbarten Mosambik bei 53 Prozent. Darin zeigt sich laut World Vision auch großes Potential für positive Veränderungen. „Wir haben insgesamt jedoch eine Verschlechterung der Situation seit der COVID-19-Pandemie gesehen. Untersuchungen zeigen jetzt, dass weitere 10 Millionen Mädchen bis 2035 gefährdet sind, früh verheiratet zu werden. Die Auswirkungen von Pandemie-Lockdowns und der aktuellen Wirtschafts- und Hungerkrise sind zu spüren“, so Buzducea. Der Bericht stellt fest, dass hochwertige Bildung der wichtigste Einzelindikator für die Chancen eines Mädchens ist. Ein Kind, das in einem Land mit den niedrigsten Bildungschancen lebt, wird mit 60 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit zur Heirat gezwungen als ein Kind, das in einem Land mit den höchsten Bildungschancen lebt. Den Bericht finden Sie unter: https://www.wvi.org/publications/policy-report/it-takes-world/fighting-future-girls-opportunities