Syrien: Kindern im Erdbebengebiet droht psychischer Kollaps Wien, 06.03.2023 – Aufgrund der Erdbeben, die sich vor einem Monat ereignet haben, und des Konflikts, der seit zwölf Jahren anhält, sind besonders Kinder im Nordwesten Syriens psychisch schwer traumatisiert. Experten für psychische Gesundheit bei der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision warnen davor, dass viele Menschen, vor allem aber Kinder, einen psychischen Zusammenbruch erleiden könnten, wenn ihnen nicht schnell geholfen wird. Die humanitäre Hilfe müsse den Schutz ihrer körperlichen und mentalen Gesundheit in den Mittelpunkt stellen, fordert die Kinderhilfsorganisation. Ein 38-jähriger Bewohner berichtet aus Nordwestsyrien über die Erlebnisse am Tag des Bebens: „Von der Morgendämmerung bis zur darauffolgenden Nacht suchten wir nach Menschen unter den Trümmern. Der Gehsteig vor dem Krankenhaus war voll von Leichen, die in schwarze Säcke gehüllt waren. Ganze Familien wurden unter den Trümmern begraben. Es gab niemanden, der die Leichen beerdigen konnte. Ich versuche, meine Gefühle zurückzuhalten, aber meine psychische Verfassung ist überhaupt nicht gut. Ich bin nicht in der Lage, mich um Überlebende oder Kinder zu kümmern.“ Eine von World Vision durchgeführte Bedarfserhebung bei 322 Familien in Nordwestsyrien ergab, dass die Häuser und Wohnungen von 94 Prozent der befragten Familien durch das Erdbeben beschädigt und 51 Prozent der Häuser zerstört wurden. 82 Prozent der Familien sind nun in Sammelunterkünften untergebracht. 84 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Kinder gar nicht oder nur selten Bildungseinrichtungen besuchen können. Dies erhöht wiederum das Risiko der Ausbeutung von Kindern etwa in Bezug auf Kinderarbeit und Frühverheiratung.  Studien, die von einem World Vision-Partner auf dem Höhepunkt der Gewalteskalation in Idlib im Jahr 2021 durchgeführt wurden, hatten ergeben, dass 100 Prozent der vertriebenen Kinder unter 18 Jahren in der Region Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) aufwiesen.  Johan Mooij, Leiter der Syrienhilfe von World Vision, erklärt: "Die Kameras sind abgezogen, aber die Region ist immer noch übersät mit Trümmern, unter denen noch Menschen liegen. Viele Kinder sind nun auf sich allein gestellt und ihre sichere Unterbringung ist unter den aktuellen Bedingungen mit großen Herausforderungen verbunden." Einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien reichen die Hilfsmaßnahmen bei weitem nicht aus, um die Nöte der Familien und Kinder zu verringern, die schon seit zwölf Jahren unter dem Krieg leiden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Zugänge nach Nordwestsyrien offen bleiben und dass die Hilfslieferungen aufgestockt werden. World Vision-Hilfe stabilisiert Grundversorgung und unterstützt Trauma-Verarbeitung World Vision hat in den ersten Wochen nach den Beben 12.753 Menschen mit Lebensmitteln und mehr als 19.100 Familien mit Heizöfen und/oder Heizmaterial versorgt, außerdem knapp 12.000 Menschen mit Bargeld für die dringendsten Einkäufe ausgestattet und an mehr als 6.600 Familien Artikel des täglichen Bedarfs, wie z.B. Hygieneartikel oder Decken, verteilt. Kinderschutz-Teams unterstützen die Familienzusammenführung unbegleiteter Kinder und arbeiten am Aufbau von Kinderschutzzentren in Zeltlagern. Darüber hinaus unterstützt die Kinderhilfsorganisation in Nordwestsyrien die medizinische Versorgung in Basisgesundheitsstationen und in einer Geburtsklinik. In den kommenden Wochen wird World Vision mit seinen lokalen Partnern vor allem daran arbeiten, die Grundversorgung von bis zu 500.000 Menschen zu stabilisieren. Hier können Sie spenden: World Vision Österreich - Katastrophenhilfe Erste Bank, IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800 www.worldvision.at/erdbeben/syrien-türkei