19.12.2019
Idlib/Wien, 19. Dezember 2019 - Der Winter hat gerade erst begonnen, doch schon jetzt verschärfen starke Regenfälle und Kälte die Situation der geflüchteten Familien in Idlib, Nordwest-Syrien. Sie leben dort auf offenen Feldern und in Notunterkünften.
Die Zelte von 1.200 Familien wurden bereits durch Winterstürmen beschädigt oder zerstört und 20 Flüchtlingslager sind von Überschwemmungen betroffen. Jeden Tag kommen neue Menschen in den Flüchtlings-Camps an, weil sie vor Bombardements weiter südlich flüchten. Die Flüchtlingslager sind überfüllt und der Nothilfeeinsatz der internationalen Hilfsorganisationen gerät an seine Grenzen.
Es wird erwartet, dass die Temperaturen weiter sinken. Die Unterkünfte bieten zumeist wenig Schutz vor den Witterungseinflüssen und Familien benötigen dringend Decken, Matratzen, Winterkleidung und Heizkörper. Zudem verschärft sich in Syrien eine Wirtschaftskrise und die Preise für Heizöl sind im vergangenen Monat um 20 Prozent gestiegen.
Seit April – als die schweren Bombardierungen und Kämpfe im Süden Idlibs und im Norden von Hama wieder aufgenommen wurden – mussten mehr als 400.000 Menschen in Idlib ihr Zuhause verlassen. Mindestens 60.000 von ihnen wurden allein in den letzten Wochen zur Flucht gezwungen. Rund die Hälfte der Bevölkerung von 3 Millionen Menschen in der Provinz Idlib musste seit Beginn der Syrienkrise aufgrund kämpferischer Auseinandersetzungen mindestens einmal ihr Zuhause verlassen.
Marwa (Name wurde geändert), eine 40-jährige Witwe, musste vergangenes Jahr fliehen. Sie lebt jetzt mit ihrem 5-jährigen Sohn in einem Zelt, wo sie sich eine Einzelmatratze teilen. „Ich habe viel verloren ... meinen Mann, mein Zuhause und meine Erinnerungen", erzählt sie. „Ich habe jetzt nur noch meinen Sohn, und alles, woran ich denken kann, ist, wie ich ihm Winterkleidung, eine Heizung und Decken besorgen kann, um die Kälte auszuhalten."
Gesundheitsversorgung nicht ausreichendIn den vergangenen Jahren sind kleine Kinder in den Flüchtlingslagern bereits wegen der Kälte gestorben. Der Gesundheitscluster, der die medizinischen Dienste über Nordwest-Syrien hinweg koordiniert, warnt vor einem erhöhten Risiko für übertragbare Infektionskrankheiten und Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung und Tuberkulose in den Flüchtlingslagern und Notunterkünften.
Diesen Bedingungen sind Kinder seit Jahren ausgesetzt. Johan Mooij, Leiter des Syrien-Nothilfe-Einsatzes bei World Vision, sagt:
„Kinder in Nordwest-Syrien haben schon viel miterleben müssen, aber dies könnte der bisher schlimmste Winter sein. Hunderttausende Menschen wurden erneut vertrieben, die Kapazitäten der Flüchtlingslager sind ausgeschöpft und es mangelt an Zelten, Decken und Heizöl. Die humanitäre Hilfe muss dringend ausgeweitet werden."Winterhilfe für geflüchtet FamilienWorld Vision arbeitet mit Partnern, um noch vor Weihnachten Winterausrüstung an 7.500 Familien in 20 Flüchtlingslagern zu verteilen, darunter Decken, Heizkörper und Bargeld für notwendige Grundbedürfnisse.
Marwa wird die Bargeldhilfe für den Kauf von Heizöl und Winterkleidung für ihren Sohn verwenden und ihm ein Spielzeug kaufen, wenn noch etwas übrig ist. „Wir haben nur einen Wunsch – in Sicherheit zu leben, ohne Angst vor Verlust, Vertreibung und Obdachlosigkeit. Wir haben nicht die Kraft, noch mehr zu verlieren."
INFO:Multimedia-Content aus NW-Syrien (Fotos und B-Roll) können hier heruntergeladen werden (Copyrights World Vision).Interviewpartner (in englischer Sprache) zum Thema sind (in Amman) verfügbar. Bei Interesse bitte um Anfrage an tanja.zach@wveu.org oder 0664-833 94 11.World Vision bittet um Spenden für den Katastropheneinsatz:World Vision Österreich
IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800
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Kennwort: "Syrienhilfe"
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