Neuer Bericht von World Vision – Weltmädchentag (11.10.)
Wien, 03.10.2023 – Ein heute von der internationalen Hilfsorganisation World Vision veröffentlichter Bericht zeigt auf, dass die Auswirkungen der Kinderheirat für Mädchen auf Bildung, geistiges und körperliches Wohlergehen noch deutlich negativer sind als bisher angenommen.
Die Studie "Young and Married" wurde seit 2021 in Bangladesch, Mauretanien, Nepal und Tansania durchgeführt und zielte darauf ab, die Erfahrungen und Bedürfnisse von verheirateten Mädchen und jungen Frauen zu ermitteln. Mädchen werden aufgrund traditioneller Geschlechternormen, schlechter Bildungssysteme und physischer Gewalt in die Kinderheirat gedrängt und haben danach nur begrenzte Entscheidungsgewalt über ihr Leben.
"Jedes Jahr werden etwa 12 Millionen Mädchen unter 18 Jahren verheiratet und damit einem hohen Risiko von sexuellem Missbrauch, häuslicher Gewalt, Depressionen und Bildungsabbrüchen ausgesetzt,“ erklärt Dana Buzducea, die Leiterin für Advocacy and External Engagement bei World Vision. „Mädchen, die im Schatten der Frühverheiratung leben, werden von ihrem Umfeld und den Erwartungen der Gemeinschaft bestimmt und haben nur sehr wenig Raum für Selbstbestimmung."
Der Bericht zeigt, dass Armut und körperliche Gewalt Mädchen in die Ehe treiben: Verheiratete Mädchen hatten vor der Heirat seltener eine Schule besucht als unverheiratete. Nach der Heirat waren sie zwar mit 25 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit körperlicher Gewalt ausgesetzt. Aber verheiratete Frauen und Mädchen waren dafür fünfmal häufiger von sexueller Gewalt betroffen: Fast 30 Prozent der verheirateten Mädchen in Tansania gaben an, in den letzten 12 Monaten mehr als einmal zum Sex gezwungen worden zu sein.
Die Heirat war auch der häufigste Grund für den Schulabbruch von Mädchen, wobei unverheiratete Mädchen und junge Frauen bis zu zehnmal häufiger zur Schule gehen als verheiratete. Die zunehmende Isolation und die Gefahr von sexueller Gewalt wirken sich auch auf die psychische Gesundheit der Mädchen aus: Verheiratete Mädchen und junge Frauen gaben um 17 Prozent häufiger an, sich traurig oder wertlos zu fühlen. "Dieser Bericht wirft ein alarmierendes Licht auf die Probleme, die sowohl verheiratete als auch unverheiratete Mädchen und junge Frauen betreffen", so Buzducea weiter.
"Verheiratete Mädchen haben dafür im Vergleich zu unverheirateten Mädchen einen besseren Zugang zu sexueller Reproduktions- und Schwangerenvorsorge. Aufgrund negativer sozialer Normen hatten viele Mädchen Angst, diese Dienste in Anspruch zu nehmen, selbst wenn sie verfügbar waren. Die Mädchen sagten uns, dass sie, wenn sie diese Dienste vor der Heirat in Anspruch nehmen, möglicherweise zu einer Heirat gezwungen werden oder mehr Gewalt erfahren."
"Kein Kind sollte zur Heirat gezwungen werden. Jedes Mädchen, egal wo es geboren ist, verdient es, eine Ausbildung zu erhalten, seinen eigenen Lebensweg zu wählen und keine sexuelle Gewalt zu erfahren. Leider ist dies für Millionen von Mädchen derzeit nicht der Fall. Angesichts des bevorstehenden Tags des Mädchens zeigt uns dieser Bericht, wie notwendig es ist, schädliche soziale Normen zu ändern, damit Mädchen wertgeschätzt und vor allen Formen der Gewalt geschützt werden und die Chance haben, ihr Leben selbstbestimmt zu leben", schließt Buzducea.
Den Report finden sie hier:
Young and Married | It Takes A World | World Vision International (wvi.org)