Wien 14.03.2024 – Seit 13 Jahren herrscht Krieg in Syrien, seit einigen Monaten haben die Kampfhandlungen wieder zugenommen - die Weltöffentlichkeit nimmt davon aber kaum noch Notiz. Die Hilfsorganisation World Vision, die bereits über zehn Jahre in Syrien aktiv ist, stuft die Reaktion der internationalen Gemeinschaft als "unzureichend" ein und ruft zu mehr Solidarität auf.
Der anhaltende Konflikt, der wirtschaftliche Abschwung, gesundheitliche Notlagen von COVID bis Cholera und schließlich die Erdbebenkatastrophe stellen syrische Familien und Kinder vor immense existentielle Probleme. 90 Prozent der syrischen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und kämpften dieses Jahr bereits im 13. Winter mitten im Konflikt ums Überleben. Viele haben keine angemessene Unterkunft - darunter auch Kinder, die 44 Prozent der Bedürftigen ausmachen. Syrien beherbergt die weltweit zweitgrößte Zahl an Binnenvertriebenen, was die sehr begrenzten Ressourcen weiter belastet.
Laut Welternährungsprogramm liegt Syrien in der höchsten Kategorie für unzureichende Nahrungsaufnahme. 12,9 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung, sind betroffen. Die Rate der akuten und chronischen Unterernährung bei Kindern ist alarmierend hoch. Fast 5,9 Millionen Menschen, davon 64 Prozent Kinder, benötigen dringend Nahrungsmittelhilfe.
Die Krise im Gesundheitswesen in Syrien hat sich ebenfalls verschärft, da es nur wenige funktionierende Gesundheitseinrichtungen und zu wenig Personal gibt, um den wachsenden Bedarf zu decken. Die Situation hat zu einem Anstieg der Kindersterblichkeit geführt. Weil Kinder ihre Familien verloren haben oder von den Eltern getrennt wurden, müssen immer mehr Kinder den Haushalt selbst führen. Kinderarbeit und Frühverheiratungen haben zugenommen. Da die Finanzierung fehlt, mangelt es auch an Räumen, in denen Frauen und Mädchen Schutz finden.
World Vision streicht nicht nur die Notwendigkeit verstärkter humanitärer Hilfe hervor, sondern fordert auch eine langfristige Strategie, die es der syrischen Bevölkerung möglich macht, mit der schwierigen humanitären Situation umzugehen.
"Die Auswirkungen des anhaltenden Konflikts, der Naturkatastrophen und der Kürzungen der Mittel haben die syrische Bevölkerung in eine sehr schwere Notlage gebracht", sagt Emmanuel Isch, Leiter der Nothilfe von World Vision in Syrien. "Wie wir sehen, kann die Zeit nach 13 Jahren humanitärer Krise die Wunden der Syrer nicht heilen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Zeit vergeht, desto schlimmer werden diese Wunden. Das einzige Heilmittel ist aktives Handeln: Wir setzen uns dafür ein, eine Lösung für die Situation in Syrien zu finden, fordern die internationalen Geber auf, die nötige Hilfe in vollem Umfang zu finanzieren und einen bedingungslosen und uneingeschränkten humanitären Zugang zu Nordwest-Syrien zu gewährleisten."