Wien 11.04.2024 – Millionen Kinder sind ein Jahr nach Ausbruch des Krieges im Sudan mit einer beispiellosen Hungerkrise und extremer Gewalt konfrontiert. Nach Einschätzung der Kinderhilfsorganisation World Vision wird diese fatale Kombination in den kommenden Wochen neue Fluchtbewegungen auslösen. Sie kann auch einen Zerfall des Staates beschleunigen, wenn die internationale Staatengemeinschaft nicht unverzüglich mehr humanitäre Hilfe ermöglicht. Eine Geberkonferenz für den Sudan und die Nachbarländer am kommenden Montag in Paris bietet die Chance, die Überlebenschancen hunderttausender Kinder zu verbessern und weiteres Leid zu verhindern.
Bereits vor drei Monaten waren mindestens 18 Millionen Menschen im Sudan laut UN-Schätzungen nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu ernähren. „Inzwischen hat sich die Lage weiter verschlechtert, da die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces (RSF) auch Regionen wie Al Gezira State erreicht haben, die normalerweise Überschüsse an Getreide produzieren“, berichtet Thomas Heddago, Afrika-Referent bei World Vision Deutschland. „Es ist sehr alarmierend, dass während der Erntesaison bereits vier Millionen Kinder unterernährt sind, und wenn jetzt nicht ausgesät werden kann, werden viele von ihnen der gefährlichsten Form des Hungers ausgeliefert sein, bei der Todesfälle nicht zu vermeiden sind. Wir tun unser Möglichstes, um rechtzeitig Hilfe in für uns erreichbare Regionen zu bringen und wissen, wie wir in der aktuellen Lage am effektivsten helfen können - etwa durch finanzielle Unterstützung von Frauen, die allein ihre Kinder ernähren müssen oder durch mobile Gesundheitsteams, die mit lokalen Helfern vor Ort Unterernährung behandeln. Uns stehen aber zu wenig Mittel zur Verfügung, um die wachsende Notlage zu bewältigen. Es muss auch klar sein: Die Konfliktparteien dürfen Hunger nicht als Waffe einsetzen.“
Schwer unterernährte Kinder haben ein zehn Mal höheres Risiko an Krankheiten wie Malaria oder Durchfall zu sterben als gesunde Kinder. Da 70 Prozent der medizinischen Einrichtungen im Sudan zerstört oder nicht mehr funktionstüchtig sind, ist die Prävention, wie auch die Behandlung von Krankheitsausbrüchen, mit enormen Herausforderungen verbunden. Heddago betont, dass Hilfsorganisationen flexible und langfristige Finanzmittel benötigen. Diese sollten unter anderem die Versorgung mit sauberem Wasser, Hygiene in überfüllten Notunterkünften und die Ausrüstung lokaler Gesundheitshelfer ermöglichen.
World Vision setzt sich mit Partnern auch dafür ein, den Kindern in Konfliktregionen Lern- und Spielmöglichkeiten in einer sicheren Umgebung zu verschaffen. „Im Sudan sind die Schulen seit einem Jahr geschlossen; den Kindern fehlt damit wichtige Unterstützung, um ihre schrecklichen Kriegserlebnisse zu verarbeiten und ihre Entwicklungschancen sind massiv beeinträchtigt“, warnt Heddago.
Um weiteres Leid im Sudan und in den Nachbarländern zu verhindern, sollten die bei der Geberkonferenz vertretenen Regierungen dringend notwendige Hilfen ermöglichen, sich aber auch stärker für humanitären Zugang zu allen notleidenden Menschen und für eine Waffenruhe einsetzen.