20.04.2023 |
Wien, 20.04.2023 – Aus Anlass des Tages der Erde am 22.4. zeigt eine neue, im Auftrag der internationalen Hilfsorganisation World Vision durchgeführte Studie, wie Bodendegradation und Konflikte die Hungerkrise in 23 der am stärksten betroffenen Länder vorantreiben.
Die von „Ai Superior“ im Auftrag von World Vision durchgeführte Untersuchung zeigt, dass in Gebieten, die von Landverödung betroffen sind, innerhalb von sechs Monaten 32 Prozent mehr Todesfälle, 24 Prozent mehr Konflikte und 23 Prozent mehr Konflikttage zu erwarten sind. Die Zunahme von Konflikten führt auch zu einer verstärkten Bodendegradation in den folgenden sechs Monaten.
"Diese Ergebnisse zeigen den negativen Kreislauf zwischen Landverödung, Hunger und Konflikten - zumeist verursacht durch menschliches Handeln", sagt Isabel Gomes, internationale Direktorin für humanitäre Hilfe bei World Vision. „Obwohl laut der Studie die Vegetation seit 1989 in Ländern, die von Hungersnöten betroffen sind, insgesamt zugenommen hat, müssen wir feststellen, dass Landverödung und konfliktbedingte Todesfälle immer mehr zunehmen und sich gegenseitig verstärken. Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Konflikten.“
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass Hungersnöte eher eine Frage von politischem Handeln als von Nahrungsmittelproduktion sind. „Da es sich um Probleme handelt, die von Menschen verursacht sind, können Hungersnöte auch nur von Menschen gelöst werden. Die Art und Weise, wie wir unseren Planeten - und uns gegenseitig - behandeln, führt zu hohen Verlusten von Menschenleben, zur Schädigung der Umwelt und letztlich zu einem hohen Risiko von Hungerkatastrophen", erläutert Gomes.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und des Krieges in der Ukraine haben die ohnehin schon instabile Lage noch weiter verschärft. In Ländern, die von Bodendegradation und Konflikten betroffen sind, kämpfen die schwächsten Bevölkerungsgruppen darum, genug zu essen zu haben, da die Krise Lebensgrundlagen und Einkommen zerstört, die Lebensmittelpreise in die Höhe treibt und die Unterernährung von Kindern zunimmt.
"Die derzeitige weltweite Hungerkrise ist vom Menschen verursacht. Diese neue Analyse zeigt aber auch, dass der Schutz unserer Umwelt dazu beitragen kann, das Risiko von Konflikten in bestimmten Kontexten zu mindern und die Dauer dieser Konflikte zu verkürzen - und damit Leben zu retten. Investitionen zur Verhinderung von Bodendegradation, zur Förderung des Friedens und zur Bewältigung anderer vom Menschen verursachter Stressfaktoren sind von entscheidender Bedeutung, um den Tod von Millionen von Kindern durch Unterernährung zu verhindern. Dies erfordert Engagement und politischen Willen, um die Ursachen von Ernährungsunsicherheit, Armut und Anfälligkeit auf globaler, nationaler, kommunaler und privater Ebene zu bekämpfen", unterstreicht Gomes.
Ekkehard Forberg, World Vision-Experte für Friedensförderung und Klima, betont vor diesem Hintergrund, dass sich der negative Trend der gegenseitigen Verstärkung von Konflikten und Landverödung umkehren lasse: „Wir müssen mehr dafür tun, die fortschreitende Wüstenbildung aufzuhalten. Das ist in vielen Regionen der Erde möglich, indem man die regenerative Wiederaufforstungsmethode FMNR (farmer managed natural regeneration) umsetzt. Die Technik trägt auch dazu bei, die Landverödung aufzuhalten. Mit FMNR werden Erträge in der Landwirtschaft gesteigert. Das trägt dazu bei, die Lebensgrundlagen vieler Menschen zu sichern und beugt so Konflikten um Ressourcen vor.“ World Vision setzt die FMNR-Methode inzwischen in mehr als 100 Projekten in 27 Ländern um.
Der Tag der Erde wird jedes Jahr am 22. April begangen und soll die Wertschätzung in unsere Umwelt stärken, aber auch dazu anregen, unser Konsumverhalten zu überdenken. In diesem Jahr lautet das internationale Motto: „Investiere in unseren Planeten!“
Über die Studie:
Satellitenbilder der Bodendegradation in Südsudan und Somalia sind hier
verfügbar: here World Vision is responding to the global hunger emergency with a US$2 billion appeal
Die Analyse wurde von „Ai Superior“ für World Vision im April 2023 durchgeführt (in Afghanistan, Burkina Faso, Kamerun, CAR, Äthiopien, Gambia, Ghana, Guatemala, Elfenbeinküste, Kenia, Libanon, Liberia, Mali, Namibia, Niger, Nigeria, Senegal, Somalia, Sudan, Togo, Uganda).
Bei der Analyse wurden Korrelationen zwischen dem NDVI (einem Index, der die Vegetationsdecke mit Hilfe von Infrarot misst) und den Daten von Uppsala Conflict untersucht. Die Daten wurden von 1981 bis heute ausgewertet.