14.06.2023 |
Wien,14.06.2023 – Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision macht im Vorfeld des Weltflüchtlingstages (20.6.) auf die zunehmende Gewalt und Hunger, denen Familien mit Kindern auf der Flucht ausgesetzt sind, aufmerksam. Die Finanzierung für die Versorgung von Geflüchteten und Vertriebenen hinke außerdem hinter dem Bedarf her. Ein aktueller Bericht vergleicht die ökonomische und soziale Situation von Menschen in 18 Ländern, die ihre Heimat verlassen mussten.
Die jährliche Umfrage der Kinderhilfsorganisation unter geflüchteten und vertriebenen Familien zeigt eine deutliche Verschlechterung auf: Die Zahl der Familien, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr selbstständig bestreiten können, hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. 82 Prozent der Familien müssen regelmäßig auf Mahlzeiten verzichten, um mit dem geringeren Einkommen noch zurechtzukommen.
In fast einem Drittel der Haushalte geht ein Kind nicht zur Schule und nur 11 Prozent der Familien sind in der Lage, die Kosten für den Schulbesuch vollständig zu bestreiten. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es noch 31 Prozent. Viele Kinder sind zudem einem erhöhten Risiko von Gewalt und Frühverheiratung ausgesetzt und müssen arbeiten gehen, um zum Familieneinkommen beizutragen.
Kristina Kreuzer, Kinderrechtsexpertin von World Vision: „Wir sind äußerst besorgt über die besonders hohen Raten von Frühverheiratungen in Afghanistan und Niger. Viele Familien dort haben kein Einkommen und keinen Zugang zu Nahrungsmitteln, Medizin oder Bildung. Sie werden vor eine unvorstellbare Wahl gestellt: Entweder sie lassen zu, dass ihre Kinder nicht genug zu essen haben, oder sie verkaufen ein Kind in die Ehe, damit es versorgt ist und sie mit der Mitgift den Rest der Familie ernähren können. Das ist eine Entscheidung, die kein Elternteil treffen müssen sollte. Kein Kind sollte im Jahr 2023 in solch prekären Lebensumständen aufwachsen.“
Zu den wesentlichsten Gründen für die drastische Verschlechterung der sozialen und ökonomischen Lebensumstände von Geflüchteten und Vertriebenen zählt World Vision militärische Konflikte, Katastrophen und extreme Wetterbedingungen, die durch den Klimawandel verursacht werden. Zudem haben die Auswirkungen der Pandemiebekämpfung und der Inflation zu einem Anstieg von Hunger und Unterernährung in vielen Teilen der Welt geführt.
Marwin Meier, Experte für Flucht und Migration bei World Vision: „Die Zahl der Krisen nimmt weltweit zu. Gleichzeitig hält die internationale Gemeinschaft ihre finanziellen Unterstützungszusagen, die ohnehin schon nicht ausreichen, oftmals nicht ein. Das ist eine tödliche Kombination für Millionen Kinder in der Welt.“
Den Report können Sie hier herunterladen: WorldVision_WRD_Report_2023_EN.pdf