26.07.2023 |
Wien, 26.07.2023 – Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision macht heute darauf aufmerksam, dass die meisten Schönheitsprodukte Stoffe enthalten können, die von Kindern in Minen oder auf Farmen in Ländern des Südens gewonnen werden. „Cruelty-free-Labels“ würden zwar keine Tierversuche garantieren, aber frei von Kinderarbeit sind auch diese Produkte nicht immer. Das zeigt der aktuelle Bericht "The High Price of Beauty" der Hilfsorganisation. World Vision ruft dazu auf, Lieferketten transparent und nachvollziehbar zu gestalten: Unternehmen und Konsumenten müssen Verantwortung übernehmen, damit kein Kind durch gefährliche Arbeit in Minen oder auf Feldern seine Kindheit und Zukunft verliert.
Nachdem es zunächst Fortschritte gab, steigt die Zahl der Kinder, die arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen oder als Opfer von Menschenhändlern zur Arbeit gezwungen werden, seit 2016 wieder an. Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2025 immer noch 140 Millionen Kinder arbeiten müssen.
Lieferketten sowohl für Minen- als auch für landwirtschaftliche Produkte sind oft verworren und schwer zurückzuverfolgen, da die Produkte in verschiedenen Stadien des Veredelungsprozesses aus mehreren Ländern importiert und wieder exportiert werden. Zwischenhändler und große multinationale Kosmetikunternehmen profitieren davon, während Kinder den Preis dafür zahlen. Schätzungsweise 30 Prozent der Inhaltsstoffe von Kosmetika stammen entweder aus dem Bergbau oder aus landwirtschaftlichen Rohstoffen. Das Wachstum der Naturkosmetikindustrie hat zu einer erhöhten Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen geführt.
Der World Vision-Bericht überprüfte die Richtlinien der sieben größten Kosmetikunternehmen im Jahr 2018 und erneut im Jahr 2022. Bei dieser Untersuchung wurden Fortschritte bei der Dokumentation von Lieferantenstandards, Schulungen, der Verfügbarkeit von Hotlines und Audits festgestellt. Im gleichen Zeitraum gab es jedoch auch einen massiven Anstieg der Anzahl der Kinder, die bei der Gewinnung von Inhaltsstoffen für Kosmetika wie Kakao, Kupfer, Glimmer und Vanille arbeiten.
"In illegalen Minen in Indien und im Kongo sterben Kinder in eingestürzten Minenschächten, während sie nach Mineralien wie Mica graben, die uns zum Strahlen verhelfen oder das Altern verzögern. Die verworrenen globalen Lieferketten führen dazu, dass Familien nicht genug verdienen, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können. Sie müssen stattdessen zum Einkommen beitragen. Mit der steigenden Nachfrage und höheren Gewinnen der Kosmetikunternehmen nimmt auch das Risiko der Kinderarbeit zu. Es handelt sich nicht um ein Nullsummenspiel. In dieser Welt ist die Zahl der gefährdeten Kinder dramatisch gestiegen. Die Schutzsysteme für Kinder sind so brüchig geworden, dass eine sofortige Verbesserung der Lieferketten für kosmetische Inhaltsstoffe dringend erforderlich ist, um das Leben von Millionen von Menschen zu verbessern", erklärt Daniela Buzducea, die internationale Leiterin für Advocacy and External Engagement bei World Vision.
„Das ist eine gemeinsame Verantwortung, und wir fordern die Unternehmen auf, die vollständige Rückverfolgbarkeit einzuführen und ihre Abhängigkeit von Zwischenhändlern zu verringern. Die Augen davor zu verschließen, woher einige ihrer Inhaltsstoffe stammen, wird die Folgen nicht auslöschen", ergänzt sie.
World Vision appelliert an die Konsumenten und Konsumentinnen, Druck auf die Unternehmen auszuüben, damit diese verantwortungsbewusst einkaufen und so zur Bekämpfung der Ursachen von Kinderarbeit beitragen. "Verbesserte Vorschriften für Lieferketten haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, die Praktiken der Unternehmen auf dem Papier zu verbessern, aber wir warten immer noch darauf, dass sich dies in der Praxis niederschlägt. Das Ausmaß der Kinderarbeit nimmt zu. Der Preis des Profits ist die Zukunft dieser Kinder", so Buzducea.
Weitere Informationen zum Report finden sie hier:
Shady Beauty – The High Price of Beauty | World Vision International (wvi.org)