27.04.2023 |
Wien/Khartoum, 27.04.2023 – Die Kämpfe im Sudan führen zu Vertreibungen und verstärken das Risiko von schwerwiegenden Übergriffen auf Kinder. Das befürchten UNICEF sowie die Kinderhilfsorganisationen World Vision und Save the Children in einer gemeinsamen Presseaussendung. Das schließe auch Zwangsrekrutierungen und den Einsatz durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen sowie sexualisierte Gewalt ein.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wird zudem die Gesundheitsversorgung durch die Gewalt stark beeinträchtigt, da ein Drittel der Gesundheitseinrichtungen im Sudan nicht mehr funktioniert. Dadurch werde Kindern und ihren Familien der Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung verwehrt.
Ständige Stromausfälle und Unterbrechungen der Kraftstoffversorgung beeinträchtigen Kühlketten, die für die Lagerung von Impfstoffen notwendig sind. Dadurch ist das Leben von Millionen von Kindern in einem Land gefährdet, in dem die Impfraten bereits rückläufig waren und Kinder regelmäßig mit Krankheitsausbrüchen konfrontiert sind. Millionen unzureichend oder gar nicht geimpfte Kinder werden lebensrettende Impfungen verpassen und so tödlichen Krankheiten wie Masern und Polio ausgesetzt.
„Kinder laufen Gefahr, zu sterben oder körperliche und entwicklungsbedingte Schäden zu erleiden, wenn sie keinen Zugang zu Nahrungs- und Ernährungshilfe erhalten“, betont Emmanuel Isch, Landesdirektor von World Vision im Sudan. „Ohne Frieden wird es deutlich schwieriger, für extrem gefährdete Mädchen und Buben sowie ihre Gemeinden Nahrungsmittel bereit zu stellen.“
Schon vor Beginn des aktuellen Konflikts waren die humanitären Bedürfnisse im Sudan akut und verschlechterten sich. Kinder waren am stärksten gefährdet. Etwa 15,8 Millionen Menschen benötigten humanitäre Hilfe, darunter mehr als 8,5 Millionen Kinder. Der Sudan hat eine der höchsten Raten an Unterernährung bei Kindern weltweit. Die Krise hat die lebensrettende Behandlung von etwa 50.000 Kindern unterbrochen, die an akuter Unterernährung leiden und daher aktuell behandelt werden. Diese Kinder drohen zu sterben. Die Unterernährungsraten werden sich verschlechtern, wenn die Hilfe nicht schnell wieder aufgenommen werden kann.
„Kinder tragen die Hauptlast des Konflikts im Sudan“, sagt Mandeep O'Brien, UNICEF-Vertreter im Sudan. „Sie sterben und ihre Zukunft wird ihnen genommen. Die Auswirkungen, wenn gefährdete Kinder daran gehindert werden, Gesundheits-, Schutz- und Bildungsdienste zu erhalten, werden ein Leben lang anhalten. Die Kämpfe müssen aufhören, damit wir alle gefährdeten Kinder rasch erreichen können, wo immer sie sind.“
„Schon vor der aktuellen Krise gingen 7 Millionen Kinder im Sudan nicht zur Schule und 2,7 Millionen Kinder waren unterernährt“, erklärt Arshad Malik, Landesdirektor von Save the Children im Sudan. „Die genauen Schäden an Gesundheitseinrichtungen und Schulen sind noch unbekannt. Wir müssen dringend sicherstellen, dass alle Kinder Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung haben – ihr Leben ist in Gefahr.“
Schulschließungen haben Millionen aus ihren Klassenzimmern vertrieben – und jedes dritte Mädchen und jeder vierte Bub verpasst so den Unterricht. Die Bildungssituation für Kinder war schon vor Ausbruch der Kämpfe schlecht. Etwa 70 Prozent der Zehnjährigen können nicht lesen.
Die drei Organisationen sind zutiefst besorgt über die Auswirkungen des anhaltenden Konflikts auf Kinder und fordern alle Konfliktparteien sowie die internationale Gemeinschaft dringend auf, mehr für den Schutz von Kindern im Sudan zu tun, einschließlich:
- Aufrechterhaltung und Einhaltung des Waffenstillstands und Sicherstellung, dass die humanitäre Hilfe wiederhergestellt werden kann. Die humanitären Aktivitäten wurden in vielen Regionen aufgrund weit verbreiteter Gewalt und Unsicherheit unterbrochen. In Einrichtungen von World Vision, UNICEF und Save the Children wurde eingebrochen und Vorräte wurden gestohlen. Alle Konfliktparteien sollten die Sicherheit der humanitären Helfer garantieren und ihnen ermöglichen, Kinder und ihre Familien ohne Angst vor Gewalt oder Behinderung mit dringenden Gesundheits-, Ernährungs-, Schutz- und Bildungsdiensten zu erreichen.
- Alle Konfliktparteien sollten sich für den Frieden für Kinder im Sudan einsetzen und Schulen wieder eröffnen. Schulen sind nicht nur Lernorte für Kinder, sondern auch sichere Orte, die sie vor Missbrauch und Ausbeutung, einschließlich der Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen, schützen. Jeder Tag, den Kinder nicht zur Schule gehen, verringert die Chance, dass sie letztendlich zurückkehren. Dies gilt insbesondere für Mädchen. Die Lernkrise im Sudan entwickelt sich zu einer Generationenkatastrophe und erfordert dringendes Handeln.
- Alle Parteien sollten Kinder schützen und die Anwerbung sowie den Kampf-Einsatz von Kindern verhindern. Kinder, die von bewaffneten Kräften und Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden, sind körperlich und psychisch traumatischen Ereignissen langhaltend und schwer ausgesetzt, mit verheerenden Folgen.